Urlaubseindrücke am Strand
- Ausgeschlafen, nicht mehr müde
- Lieg‘ auf Malta ich am Strand.
- Wachsam wie ein junger Rüde
- Der stets noch sein Vergnügen fand.
- Sehe holde Weiblichkeiten
- Sparsam mit Textil bedeckt.
- Laß‘ mich von Wunschgedanken leiten
- Was alles wohl dahintersteckt.
- Hier kann niemand durch Fassaden
- Die den Körper moderieren
- Vorhandenen Realitäten schaden
- Oder, was nicht vorhanden, zieren.
- Große und auch kleine Brüste
- In bunten Körbchen knapp verpackt
- Entfachen in mir die Gelüste
- Als wär’n die Frauen völlig nackt!
- Das bißchen Tuch zwischen den Beinen
- Hinter dem die Hölle sich versteckt
- Läßt die Sonne heller scheinen
- Auch wenn von Wolken sie verdeckt.
- Nur der vielen Männerbäuche
- Die prallgefüllt nach unten geh’n
- Verdecken die Entwässerungsschläuche
- Und sind ganz furchtbar anzusehen.
- Iren, Waliser und auch Schotten
- Die Engländer nicht zu vergessen
- Sich eng um mich zusammenrotten
- Als wären sie von mir besessen.
- Schau’n wie sich ein Deutscher sonnt
- Eingeölt und doch im Schatten
- Das haben sie noch nie gekonnt
- Weil Sie davon keine Ahnung hatten.
- Lieber den Körper ganz verbrennen
- Egal, was immer auch passiert
- Was man nicht mehr Fleisch kann nennen
- Wird einfach übertätowiert.
- Ein Pärchen liegt gleich nebenan
- Beide haben lange Haare
- Wer hier die Frau und wer der Mann
- Erst etwas später ich erfahre.
- Eng umschlungen, kaum zu sehen
- Küssen sie nach Herzenslust
- Als sie danach ins Wasser gehen
- Habe ich es dann gewußt.
- Es handelte sich um Weiblichkleiten
- Ein Mann war gar nicht mit dabei
- Die sich das Liebesglück bereiten
- Als Lesbierinnen fromm und frei.
- Der Tag war nun schon fast vergangen
- Als unverhofft und nicht gewollt
- Weil es zu winden angefangen
- Mir eine Badeshort entgegenrollt.
- Ganz Kavallier der alten Schule
- Schau‘ ich mich um, wem er gehört
- Sah Hand in Hand vor mir zwei Schwule
- Die mich beschimpften ganz empört.
- „Du hast mein Höschen mir gestohlen!“
- Schrie mich an der Nackedei.
- „Dafür mußt Du uns belohnen
- Von nun an bist Du mit dabei!“
- Das Wellenrauschen in den Ohren
- Weckt im Kopf Erinnerungen.
- Wie damals, als ich neu geboren
- Aus Mamas Ei bin rausgesprungen.
- Hab‘ als Küken schon gewußt
- Dass Wacholderdrosseln keck
- Werfen gern sich in die Brust,
- Stecken jeden Ärger weg.
- So hab‘ ich auch an diesem Tag
- Mich gar nicht provozieren lassen.
- Wenn irgendjemand mich nicht mag
- Ich kann ihn lieben und nicht hassen.
- Gute Erholung und viel Spaß in Eurem Urlaub wünscht
- Eure Wacholderdrossel Manfred
- Juli 2012